(Machen Sie sich keine Sorgen)
Solche Bewerber werden entweder kaum zu einem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen oder sie erreichen das erste Vorstellungsgespräch nicht jedoch das zweite. Oder sie bestehen alle Tests, werden aber in der Endrunde immer nur «Zweiter». Dabei haben sie alle Fähigkeiten nach denen der Markt sucht! Kommt Ihnen das bekannt vor?
Wir schreiben diesen Beitrag weil meist schon kleine Anpassungen viel bewirken können. Unser Rat ist, zu prüfen wo der Engpass liegt und dann entsprechend zu handeln.

SCHRITT 1: DER LEBENSLAUF
Sie haben mehr als zehn Bewerbungen verschickt und wissen, dass Ihr Profil passt aber Sie werden kaum zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen? Das bedeutet, dass etwas in Ihrem Lebenslauf nicht harmoniert. Unsere Erkenntnis: In den meisten Fällen haben die Personalverantwortlichen Ihren Lebenslauf nicht verstanden. So einfach ist das.
Hier ist eine Liste von Gründen warum Personalverantwortliche Ihren Lebenslauf nicht verstehen:
- Sie haben interne Akronyme und spezifische Formulierungen verwendet, die nur Ihr derzeitiger Arbeitgeber oder ein Experte in Ihrer Branche verstehen würde. Die meisten Personalvermittler sind Generalisten:
- OTC für Over the Counter in der pharmazeutischen Industrie,
- POC für Percentage of Completion in der Maschinenbauindustrie,
- RtoR, OtoC, PtoP in einem gemeinsamen Dienstleistungszentrum,
- Auch Supply Chain bedeutet je nach Unternehmen manchmal Produktion und manchmal Logistik.
- Ihre Stellenbezeichnung ist zu originell und Sie fallen nicht in eine eindeutige Kategorie: Wenn Sie «Senior BPA and process partner lead» sind, wird das kaum jemand verstehen. Zur Information: Es ist erlaubt Ihre Berufsbezeichnung im Lebenslauf zu ändern, solange Sie sie erklären.
- Sie kommen aus einer anderen Unternehmenskultur, und Ihre Berufsbezeichnung ist nicht an den Schweizer Markt angepasst:
- Ein Accountant in den USA ist in der Schweiz ein Financial Controller oder manchmal auch ein «Head of financial reporting» (kein Buchhalter),
- Ein Management Accountant im Vereinigten Königreich ist ein Controller in der Schweiz,
- Ein Controller in den USA wird zu einem regionalen CFO in der Schweiz,
- Kommerzielle Finanzierung in einem US-Unternehmen wird zum Business Controlling in der Schweiz.
- Director ist in einigen US-Firmen ein Titel des mittleren Managements und bezieht sich bei den Europäern auf die C-Ebene,
- LeiterIn Finanz ist in der Regel ein LeiterIn des Rechnungswesens oder ein FinanzmanagerIn, nicht ein CFO,
- Die für die Konsolidierung zuständige Person wird zum Group Accountant.
- Ihr Lebenslauf sieht aus wie die Titelseite der NZZ oder des Economist… Bewerber fragen uns für gewöhnlich, «wie viele Seiten soll mein Lebenslauf haben?«. Wir sind der Meinung, dass es keine Frage der Anzahl an Seiten ist, sondern eher eine Frage des Platzes: Kann ein Personalverantwortlicher Ihren Lebenslauf diagonal lesen und sich in wenigen Sekunden ein Bild von Ihrem Werdegang machen? Nur ein paar Sekunden: Mehr Zeit haben Personalverantwortliche nicht, um sich einen ersten Eindruck von Ihnen zu verschaffen.
- Die Einleitung, auch «Executive Summary» genannt, kann manchmal einen Eindruck von Arroganz vermitteln. Manche Bewerber schreiben grossartige Sätze, die in vielen anderen Lebensläufen ebenfalls zu finden sind. «Ein dynamischer, motivierter und strategischer CFO, der nachweislich Synergien geschaffen, aufgebaut und Einzelpersonen zum Erfolg geführt hat» bringt unserer Meinung nach keinen großen Mehrwert für den Lebenslauf – zumindest nicht in einem Schweizer Umfeld. Wir würden Ihnen empfehlen sachlicher zu sein (Branche, konkrete Erfolge) – Ihre Soft Skills beurteilen wir während des Gesprächs.
- Einige Ausdrücke sind so allgemein gehalten, dass sie an Bedeutung verlieren. Zum Beispiel: «Präsentationen für die Geschäftsleitung» / «Monatsabschluss» / «Erstellung von Berichten/ Ad-hoc-Projekte«. Was ist der Zweck Ihrer Arbeit?
- Beschreiben Sie immer die Branche Ihres Unternehmens, vor allem wenn Ihre Firma nicht sehr bekannt ist. Kennzahlen sind mehr als willkommen (Vollzeitäquivalente, Einnahmen usw.).
- Ein Foto ist… ein zweischneidiges Schwert. Wir sind kaum objektiv, wenn es um uns selbst geht, also fragen Sie die Leute, was sie von Ihrem Foto halten. Wenn Sie sich nicht sicher sind, entfernen Sie es: Ein Foto ist nie obligatorisch.
SCHRITT 2: DAS VORSTELLUNGSGESPRÄCH
Über die Technik des Interviews könnte man viel schreiben. Wir sind anders und es gibt so viele Artikel zu diesem Thema. Wir glauben, dass die Einstellung auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch den Ausschlag geben kann:
«Kommen Sie um zu helfen und nicht um zu verkaufen»
- Die einstellende Person die Sie treffen werden, ist besorgt. Denken Sie daran, dass der Personalverantwortliche die Befürchtung haben könnte den falschen Bewerber einzustellen oder einen dunklen Fleck in Ihrem Werdegang zu übersehen. Vielleicht haben Sie ja etwas zu verbergen. Bei einem Vorstellungsgespräch geht es also nicht darum zu beweisen, dass Sie der Beste sind, sondern vielmehr darum Ihr Gegenüber zu beruhigen. Stellen Sie sicher, dass man Ihnen vertraut.
- Die Person die Sie treffen werden leidet: Ein Personalchef muss einstellen, weil es zu viel Arbeit gibt und zu wenig Ressourcen hat, richtig? Die Schlüsselbotschaft die Sie vermitteln wollen lautet also: «Ich werde Ihnen helfen Ihr Leben einfacher zu gestalten.» Dies sollte Ihr Eckpfeiler im Gespräch sein.
- Nur dann können Sie beweisen, dass Sie der Beste sind.
SCHRITT 3: DIE LETZTE RUNDE
Wenn Sie die letzte Runde erreicht haben, ist das einstellende Unternehmen davon überzeugt, dass Sie die Aufgaben bewerkstelligen können. Dennoch sehen wir oft Bewerber, die immer noch versuchen mit ihren Fähigkeiten zu überzeugen: «ich kann die Tätigkeiten bestens ausführen», «ich habe die passenden Fähigkeiten», «Sie können meine Referenzen anrufen». Jedoch ist dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr nötig: Jetzt geht es darum, Kontakte zu knüpfen.
Was verhindert die Vernetzung?
Unsere wichtigste Erkenntnis: Der Bewerber vergisst seine Motivation zum Ausdruck zu bringen (ja). Dies ist zwar sehr trivial, wird aber am Ende eines Einstellungsprozesses oft übersehen. Der Bewerber würde weiterhin seine Eignung für die Stelle verkaufen, während das einstellende Unternehmen jetzt gerne etwas hören würde wie «Ich glaube, wir wären ein tolles Team» oder «Ich fühle, dass ich mich in Ihrem Team wohlfühlen würde.» Kürzlich sagte einer unserer Bewerber dem Personalverantwortlichen: «Diese Stelle ist genau die Richtige für mich; ich habe von Anfang an gewusst, dass dies mein Traumjob ist.» Und es hat geklappt. Auf dem Papier war sie zwar zu jung, am Ende jedoch hat sie alle anderen Bewerber hinter sich gelassen. Nochmals; das klingt trivial allerdings erleben solche Situationen ständig – und es macht diesen einen Unterschied.
Oftmals hat es auch etwas mit der Einstellung auf sich. Es ist nie offensichtlich, zudem ist für die meisten Arbeitgeber ehrliches Feedback abzugeben heikel. In der Regel geschieht dies, wenn der Bewerber eine traumatische berufliche Erfahrung gemacht hat (ein Burnout, eine Umstrukturierung, eine fehlende Beförderung…) und die Wunden noch nicht ganz verheilt sind. Es ist schwer zu erklären wie aber wir haben festgestellt, dass der Personalverantwortliche das Gefühl hat, dass etwas in der Luft liegt, ohne es genau benennen zu können. Dieses Gefühl kein vollständiges, transparentes Bild zu erhalten, kann beim Abschluss der Einstellung zum Killer werden. Wir raten Ihnen daher mit Ihrer beruflichen Vergangenheit im Reinen zu sein. Mehr als ein Versagen ist es die Tatsache, dass Sie Ihre Vergangenheit nicht wahrhaben wollen die beim Personalverantwortlichen Besorgnis auslöst. Indem Sie gelassen (und ehrlich) über Ihre Erfahrungen sprechen, teilen Sie etwas persönliches mit und knüpfen automatisch eine Verbindung zu Ihrem künftigen Vorgesetzten. Das es nicht einfach ist, wissen wir 🙂.
Schliesslich ist zu bedenken, dass die Entscheidung in dieser Phase in der Regel sehr subjektiv ist. Man sollte sich also keine Sorgen machen, wenn man nicht ausgewählt wird. Wir können die unbewussten Vorurteile der Arbeitgeber kaum vermeiden, die manchmal mit stiller Diskriminierung kokettieren: das Geschlecht, das Alter oder Ihr kantonaler Akzent (nach wahren Begebenheiten!). Wir sind der Meinung, dass man, wenn man es bis in die letzte Runde schafft, in der Lage sein sollte, mit dem richtigen Sinn für Humor und einer entsprechenden Einstellung gegen Stereotypen zu gewinnen. Und wenn nicht, war dies nicht das richtige Unternehmen für Sie: kein Bedauern!